Uwe Sujata
12 Aug
12Aug

In der Teenie-Psyche gibt es keinen Bösewicht namens Social Media, sondern ein komplexes Stress-Puzzle mit vielen Teilen!

Liebe Eltern, das digitale Zeitalter mag uns manchmal wie ein Minenfeld vorkommen, wenn es um die Seelen unserer Teenager geht. Aber mal ehrlich, ist es wirklich nur das Smartphone, das unsere Kids so grüblerisch oder gar depressiv macht? Als Therapeut, der sich intensiv mit diesem Gebiet befasst und Jugendlichen im Stress hilft, rate ich Ihnen, die Sache nicht zu einfach zu sehen. Denn die psychische Gesundheit unserer Jugendlichen ist ein echtes Wundertütchen – komplex und mit „mehreren Ursachen“ gefüllt.

Aber wie, dem auch sei: Es gibt so viel mehr, was unsere Kinder umtreibt als nur Reels und TikToks. Wir müssen dafür sorgen, „dass wir nichts übersehen, auch wenn die Geschichte nicht so einfach, befriedigend oder sicher ist, wie wir es uns wünschen würden“.

Denken Sie mal an:

  • Die Nachrichtenflut: Kriege, Klimawandel, Gewalt, Mobbing – ich habe erwähnt, dass die „Konfrontation mit negativen Nachrichten und aktuellen Ereignissen“ wie diesen die Psyche belasten kann. Da hilft auch das Offline-Sein nicht immer, aber wir können lernen, darüber zu sprechen und die Last vielleicht ein wenig zu erleichtern.
  • Der Leistungsdruck: Schulisch, sozial – das Leben eines Teenagers ist kein Ponyhof. „Zunehmender akademischer und sozialer Druck“ können erheblich zum Stress beitragen.
  • Geld und Sorgen der Erwachsenen: Die globale Finanzkrise, Existenzangst, Arbeitslosigkeit,  „zunehmende Einkommensungleichheit“ – all das sind keine Teenager-Themen, aber sie sickern durch und beeinflussen das familiäre Umfeld, was sich wiederum auf die Kinder auswirkt.

Die Basics – Oft vergessen, aber Gold wert:

  • Raus in die Natur, rein ins echte Leben: Ich sage es klar: „Persönliche soziale Interaktion und Zeit im Freien sind wichtig für die psychische Gesundheit von Teenagern.“ Wenn Social Media dem im Wege steht, ist das ein Problem. Also, schnappen Sie Ihre Kids und schicken Sie sie nach draussen! Oder noch besser: gehen Sie mit!
  • Schlaf, Schlaf, Schlaf: Ja, wir wissen es alle. Aber es kann nicht oft genug gesagt werden: Schlaf ist heilig. Ich weise darauf hin, dass Schlafstörungen ein Mechanismus ist, der die Beziehung zwischen Social Media und psychischer Gesundheit antreiben kann. Wer zu wenig pennt, ist einfach anfälliger.
  • Inhalte checken: Ob wir wollen oder nicht, unsere Kinder stolpern online über so manchen Quatsch. „Kontakt mit problematischen Inhalten“ kann die mentale Gesundheit beeinträchtigen. Ein offenes Gespräch statt eines Überwachungsstaates hilft hier Wunder.

Ich erinnere uns daran, dass die psychische Gesundheit von Kindern „stark beeinflusst durch die Gesundheit und die Lebensumstände ihrer Eltern“ ist. Eine stabile Basis zu Hause, ein offenes Ohr und die Gewissheit, dass Mama und Papa auch mal ihre eigenen Sorgen managen, ist Gold wert. Wenn wir selbst ausgebrannt sind, können wir schwerlich ein Leuchtturm sein.

Die „Aha-Erlebnisse“ und warum wir vorsichtig sein sollten: Ich warne vor der sogenannten „Verfügbarkeitsheuristik“. Das ist wie, wenn Sie sich mehr Sorgen um einen Flugzeugabsturz machen als um einen Autounfall, nur weil Sie die dramatischen Schlagzeilen leichter vor Augen haben. Ich erinnere mich lebhaft an einen Flug, bei dem die Turbulenzen so schlimm waren, dass die Gepäckfächer aufsprangen und ein Flugbegleiter unfreiwillige Sprünge durch den Gang machte. Wenn wir an Teenager und ihre Probleme denken, kommt uns Social Media sofort in den Sinn. Aber ich mahne: „Wir müssen darauf achten, andere Faktoren nicht ausser Acht zu lassen, nur weil sie nicht in unsere anscheinend offensichtliche Modelle passen.“ Ich sage: „Wir mögen einfache Erklärungen. Wir möchten eine einzige Ursache entdecken und sagen können: Aha! Das war es! Aber so funktioniert die Welt nicht.“ Ja, wir sehnen uns nach der einfachen Antwort, dem einen Schuldigen. Aber das Leben, und insbesondere die Psyche, ist leider kein Film mit einem klaren Bösewicht. Ich bin da übrigens auch vorsichtig, mich nicht in  „Vorurteile“ drängen zu lassen.

Nuancen und warum es nicht nur um Mädchen geht: Ich fordere uns auf, vorsichtig mit dem Narrativ umzugehen, dass „Teenager-Mädchen befinden sich in einer Krise.“ Ich sage: „Auch Jungs haben Probleme.“ Und ganz ehrlich, die Forschung ist noch nicht zu dem Schluss gekommen, dass Social Media nur für Mädchen schlimmer ist. Ich sehe viel Kommentare darüber, wie Mädchen vor ihren Bildschirmen zerfallen, oder über ihr zerbrechliches Selbstwertgefühl in einer Welt voller Selfies. Lasst uns sicherstellen, dass unsere (geschlechtsbezogenen) Annahmen über das, was Mädchen können und nicht können, nicht vor den Daten kommen. Also, bitte keine veralteten Geschlechter-Annahmen!

Fazit – Keine einfache Lösung, aber ein guter Weg: Ich fasse es hoffentlich treffend zusammen: „Wenn wir unsere Hoffnungen zur Bewältigung dieser Krise ausschliesslich auf soziale Medien setzen, werden wir enttäuscht werden.“ 

Wir werden wahrscheinlich nie zu 100 % sicher sein, ob Social Media die Ursache ist. Aber das ist auch nicht der Punkt. Es geht darum, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen. 

Sprechen Sie mit Ihren Kindern, ermutigen Sie sie zu echten Kontakten, achten Sie auf ihren Schlaf und ihre Ernährung, und seien Sie für sie da. Der Bildschirm ist nur ein Teil des grossen Puzzles. Und hey, das ist doch viel befriedigender, als nur auf eine App zu schimpfen, oder?

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